Tagebuch von Bob – Zwischen Couchkissen und Straßenkreuzungen
Hallo… ich bin’s – Bob.
Bisher war meine Welt eher… naja… couchbasiert. Genauer gesagt: hinter der Couch. Mein persönliches Versteck. Da war’s ruhig, da hat niemand was von mir gewollt, und wenn man sich ganz klein macht, denken die Menschen manchmal wirklich, man ist ein Kissen. Hat super funktioniert. Fast.
Aber jetzt… jetzt trau ich mich raus. Noch nicht in die große weite Welt – aber in die mittelweite mit Büschen, Laternenpfählen und spannendem Boden. Ich gehe nämlich spazieren. Ja, ich! Der mit dem „Ich bin eigentlich nicht da“-Blick läuft jetzt draußen rum, als hätte er’s erfunden.
Und draußen gibt’s sooo viel zu riechen! Vor allem diese Büsche. Ich weiß nicht, was die machen, aber sie ziehen mich an wie Magnete. Wahrscheinlich sind sie sowas wie die Nachrichten fürs Hundevolk. So eine Art Riech-Netzwerk. Da steht alles drin: Wer war hier? Was gab’s zu fressen? Gute Laune? Bauchweh? Alles drin. Muss man lesen. Jeden einzelnen.
Aber dann… dann kommt der Heimweg. Und da wird’s schwierig. Wenn’s Richtung Straße geht, zieht sich bei mir alles zusammen. Ich mach dann den “Ich bin ein Teppich“-Trick. Oder bleib einfach wie festgeklebt stehen. Menschen sagen dann sowas wie „Komm, Bob, alles gut!“ – und ich denk: Ja, aber was, wenn nicht?!
Was hilft? Andere Hunde. Fremde Hunde! Coole, neue Bekanntschaften, mit denen man schnüffeln kann. Wenn einer neben mir läuft, fühl ich mich gleich viel sicherer. Und wenn ich einen neuen Hund sehe, dann geht bei mir alles auf Empfang. Ich leg mich hin – nicht, weil ich müde bin, sondern weil ich sagen will: „Hey, du! Willst du spielen? Ich bin nett! Wirklich! Ganz sicher! Versprochen!“
Und manchmal… also manchmal ist es vielleicht auch ein bisschen Flirten. Vielleicht. Nur ein ganz kleines bisschen. Ich meine – kann man wissen, ob’s nicht doch die große Liebe am Laternenpfahl ist?
Zuhause wartet dann mein persönlicher Endgegner:
Treppen. Diese stufigen Auf-und-Ab-Teile, die plötzlich einfach irgendwo anfangen. Ich steh dann davor, schau sie lange an… sehr lange… als könnten wir das irgendwie ausdiskutieren. Eine Pfote rauf – und wieder runter. Vielleicht morgen. Vielleicht wenn keiner guckt.
Als Wiedergutmachung für dieses ständige Konfrontieren mit den Stufen-Monstern hole ich mir dann immer ganz viele Kuschler von meinem Pflegefrauchen - das ist für mich sogar noch besser als irgendein Leckerchen. Denn so Krauleinheiten vertreiben auch immer ein paar von den Ängsten, die so in meinem kleinen goldenen Köpfchen rumspuken.
Und weißt du was? Ich wachse. Ganz leise. Ganz langsam. Aber deutlich. Ich schnüffle mich Stück für Stück in die Welt. Und manchmal, wenn der Wind gut steht, die Sonne scheint und ein anderer Hund neben mir läuft, dann fühl ich mich fast wie ein richtig mutiger Typ.
Bis dahin: Ich bin unterwegs. Busch voraus. Herz offen.
Schnuffige Grüße,
Euer Bob
